Warum Motoren vor einem Riemenaustausch kalt sein müssen

08/07/2016

Nicht jeder Mechaniker weiß, dass man nur bei einem Motor auf Raumtemperatur die richtige Steuerriemenspannung erzielen kann. Deshalb ist es unabdingbar, dass man den Motor lange genüg abkühlen lässt – mindestens vier Stunden lang. Das gilt auch für Motoren mit automatischer Spannrolle.

AUSDEHNUNG

Alle Motoren dehnen sich bei Betriebstemperatur aus. Durch die Wärme werden sie höher und breiter. Diese Ausdehnung beeinflusst nicht die Motorleistung. Allerdings wirkt sie sich auf die Spannung des Steuerriemens und das Antriebssystem aus.
Die Ausdehnung des Motorblocks vergrößert die Abstände zwischen den Antriebskomponenten, wodurch der Steuerriemen „gestrafft“ wird. Die genauen Abmessungen eines Motors bei Raumtemperatur sind den Motorherstellern bekannt. Auf deren Grundlage geben sie die ideale Riemenspannung bei einem neuen Riemen vor (der Motor befindet sich bei Umgebungstemperatur auf der Fertigungslinie). Fände die Montage an einem warmen Motor statt, könnte der Hersteller nicht die ideale Riemenspannung angeben, da er die genaue Motortemperatur zu diesem Zeitpunkt nicht kennt. Daher werden Spannverfahren immer für kalte Motoren – ob mit manuellen oder automatischen Spannrollen – ausgearbeitet.

ZEIT ZUM ABKÜHLEN

Die richtige Spannung gemäß Fahrzeugherstellerangaben kann nur erzielt werden, wenn der Steuerriemen bei einem Motor mit Umgebungstemperatur montiert wird. Das gilt auch für Motoren mit automatischen Spannrollen. Selbst wenn der Zeiger der automatischen Spannrolle gemäß Erstausrüsterangaben montiert wurde, wird er nach Abkühlung des Motors nicht mehr in der richtigen Position sein. Deshalb kann die Spannung unmöglich richtig sein und der Riemen sitzt zu locker. Daher ist die Montage immer an einem kalten Motor durchzuführen.

DIAGNOSE UND SCHÄDEN

Ein Steuerriemen, der bei einem warmen Motor eingebaut wurde, lockert sich, sobald sich der Motor abkühlt. Eine zu geringe Riemenspannung führt zu einem suboptimalen Zahneingriff zwischen den Riemenzähnen und den Riemenscheibenrillen (die Riemenzähne bewegen sich hoch in der Scheibe aufgrund der Zentrifugalkräfte). Spuren auf dem Riemen zeigen dies eindeutig auf. Riemenflattern ist eine weitere gängige Folge. Die durch das Flattern erzeugte Wärme führt zu einer Verhärtung des Gummis.

Steuerriemenschäden ergeben sich aus unzureichender Riemenspannung  Steuerriemenschäden durch Montage an einem warmen Motor

Riemenschäden ergeben sich aus unzureichender Riemenspannung

Deshalb führt ein Riemenaustausch bei warmen Motoren zu schwerwiegenden Folgen:
  • Vorzeitiger Verschleiß
  • Möglicher Zahnübersprung
  • Abscheren der Zähne
  • Vorzeitiges Versagen des Riemenantriebs
  • Teure Reparaturen

Zusammenfassung: Wenn man darauf wartet, bis sich der Motor richtig abgekühlt hat, kann das den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem garantiert Probleme verursachenden Riemenaustausch ausmachen.