Zugstränge in Kraftfahrzeugriemen: Ausräumen eines verbreiteten Missverständnisses

27/12/2017

Wenn ein Steuerriemen oder ein MICRO-V®-Riemen reißt, vermuten Mechaniker normalerweise die Ursache bei den Zugsträngen. Sie gehen davon aus, dass die Stelle, an der die Zugstränge verknüpft oder verschweißt sind, die Schwachstelle des Riemens darstellt. Tatsache ist jedoch, dass Zugstränge überhaupt nicht miteinander verbunden sind. In diesem Artikel korrigieren wir diese verbreitete Fehleinschätzung und erläutern, wie Kraftfahrzeugriemen hergestellt werden. 

Die Funktion der Zugstränge

Jeder Kraftfahrzeugriemen wird durch Zugstränge verstärkt. Die Zugstränge bestehen entweder aus Polyester (bei den meisten Standard-MICRO-V®-Riemen), aus Nylon (bei elastischen MICRO-V®-Riemen) oder aus Glasfaser (bei Steuerriemen. Dies ist der Grund, warum dieser Riementyp niemals geknickt werden darf). Diese Zugstränge bilden das Rückgrat des Riemens: Sie sind nicht dehnbar bzw. im Fall elastischer Riemen gerade so weit dehnbar, dass die korrekte Funktion gewährleistet ist. Ohne die Zugstränge wäre ein MICRO-V®-Riemen oder ein Steuerriemen lediglich ein Gummiband.

Dieser Riemen wurde offensichtlich geknickt. Das Ergebnis ist eine gerade Bruchlinie in den Zugsträngen.

Die Herstellung von Kraftfahrzeugriemen 

Kraftfahrzeugriemen werden auf einer Metallform hergestellt, deren Durchmesser für die Länge des Riemens ausschlaggebend ist (je größer die Form, desto länger der Riemen). Die Zugstränge werden eingelegt, während die Form rotiert, und zwar ausgehend von der linken Seite spiralförmig bis ganz an den rechten Rand der Metallrolle. Genauer gesagt werden zwei Arten von Zugsträngen simultan um die Form herum gespult: ein S-förmig gespulter Zugstrang und ein Z-förmig gespulter Zugstrang liegen letztendlich nebeneinander in der Form. Dann wird der Gummi auf die Form aufgebracht und es entsteht ein Gummischlauch mit Zugsträngen. 

Dieser Gummischlauch wird zu einer einzigen Einheit vulkanisiert und dann zu den Kraftfahrzeugriemen geschnitten, wie wir sie kennen. Die Zugstränge werden dabei ebenfalls geschnitten: Letztendlich liegen sie ja in einem Winkel, dessen genaues Winkelmaß vom Durchmesser der Form abhängt. Der Schlauch wird gerade in separate Riemen zerschnitten. Da die Zugstränge mit dem Gummi vulkanisiert wurden, spielt es keine Rolle, dass sie an den Riemenkanten durchgeschnitten werden. Sie bilden ein solides Ganzes – vergleichbar mit bewehrtem Beton, der aus Armierungsstäben aus Stahl und aus Beton besteht. 

Ein verbreitetes Missverständnis

Sie sehen also: Zugstränge werden niemals verknüpft oder verschweißt. Wenn ein Riemen reißt, kann dies niemals aufgrund eines Belastungsbruchs der Verbindungsstelle geschehen – ein verbreitetes Missverständnis bei Mechanikern.